Freitag, 12. Februar 2010

Der Coolness-Faktor

Was gerade cool, hip, oder in ist, wurde lange Zeit vor allem lokal bestimmt. Die Globalisierung und die schnellen, allgegenwärtigen Medien sorgen mittlerweile dafür, dass sich Trends rasch und flächendeckend verbreiten. Das ist auch in der Weltstadt Melbourne nicht anders. Gerade für die jungen Australier hat das Cool-Sein und das Sich-cool-Geben eine ziemliche Wichtigkeit. Dazu gehört schon mal der standesgemässe Anzug: T-Shirt (manchmal auch Hemd), Shorts mit Karomuster bis kurz über die Knie, Flip-Flops respektive thongs, wie sie hier heissen. So kauft Mann am Morgen ein, so geht Mann am Abend ins Restaurant. Das früher 24 Stunden am Tag obligate kalte Bier in der Hand ist noch in Pubs und Clubs anzutreffen, sonst werden oft Kaffee oder angesagte Softdrinks konsumiert. Alkohol in der Öffentlichkeit ist untersagt, und Rauchen ist out, weil an vielen Orten verboten und sehr teuer.

Wenn die Kleidung also quasi vorgegeben, alkoholische Getränke nicht  erlaubt und rauchen nicht mehr angesagt sind, wie schafft Mann es dann, seinen coolness factor zu heben? (Über die Frauen berichte ich ein anderes Mal). Nun, das geschieht vor allem über die richtigen gadgets und Accessoires, wobei das Auto bei weitem am meisten beiträgt und über top oder flop entscheidet.

Legen wir doch einmal die Basis: Coolness-Factor = 0, d.h. damit fällt man nicht auf.

Toyota Corolla, weiss. Alltagsauto. 
Coolness-Factor = 0.

Ford Falcon Ute (utility vehicle), weiss, standard. Lässt man auf dem Parkplatz beim Supermarkt stehen, wenn man einen Kaffee trinken geht.
Coolness-Factor = 10

Toyota Landcruiser 80 mit Schnorchel. Sehr geläufiges Modell für den Stadtverkehr. Wird gut sichtbar im Vorgarten oder am Strassenrand abgestellt.
Coolness-Factor = 20

Range Rover Modell "Vogue" oder "Sport", Porsche Cayenne. Beide in schwarz. Werden nur neben Cafés geparkt, die rausgestuhlt haben. Wenn nötig im Parkverbot.
[Ohne Bild, weil's jeder kennt]
Coolness-Factor = 30

iPhone, weiss. Im Café auf den Tisch gelegt; unterwegs in der Hand getragen (nicht in der Tasche!).  
[Ohne Bild, weil's jeder kennt. In der Schweiz gibt's bereit eine halbe Million iPhones]
Coolness-Factor = 35

Hut, Modell "Bogart", vorzugsweise aus Stroh geflochten.
Coolness-Factor = 40

  Fixie: Rennvelorahmen mit nur einem Gang und Starrlauf. Der Lenker darf nicht breiter als 30 cm sein.  Felgen und Rahmen in gleicher Farbe. Die "echten Kerle" brauchen keine Vorderbremse und arbeiten nur mit dem Starrlauf.
Coolness Factor = 50

Toyota Landcruiser oder Nissan Patrol extreme truck. Recht geläufig im Stadtverkehr. Zwingende Accessoires: Ballonreifen, Bull Bar, Zusatzscheinwerfer, elektrische Winde, um mindestens 3 inch höher gelegt, Funkantenne (hier nicht eingesetzt), Schnorchel.
Coolness-Factor = 60

Ford Falcon Ute, 6 Zylinder, getönte Scheiben, Spezialfelgen, canopy (Kunststoffabdeckung über der Ladefläche, natürlich in Wagenfarbe), Heckspoiler. Keine Aufkleber oder Abzeichen abgesehen vom XR6-Erkennungszeichen. Leider kann man jeden Toyota in dieser Farbe haben. Deshalb nur
Coolness-Factor = 80

Holden Thunder, 8 Zylinder, Senf-metallic-Lackierung. Keine Aufkleber oder Abzeichen abgesehen vom S8. Den Motor hört man bevor man das Auto sieht. Versucht, am Rotlicht ganz vorne zu stehen, um bei grün eine kurze Soundprobe abzugeben. Super cool, wenn der Fahrer auch noch ein "Holden" T-Shirt trägt.
Coolness-Factor = 100 – danach drehen sich alle um.

 P.S. Der Toyota Corolla ist das Modell von Jeannine. Wir arbeiten verzweifelt daran, unseren Coolness-Factor irgendwie zu erhöhen.


2010-02-23 Ergänzung
Als Leser-Kommentar habe ich folgendes Bild von Eva aus Stockholm erhalten.
(Normale Blogspot-Kommentare können keine Bilder enthalten) 
Coolness-Factor = 500 ;-)

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