Als alter Bootsbauer ... ok, ich habe für den Kingcat M270 nur die Bits und Bytes richtig sortert ... freute es mich zu sehen, dass das Interesse an Booten und die hohe Kunst des Schiffsbau mit Holz in Tasmanien hoch gehalten wird.
Tasmanien hat eine lange -- und teilweise kontroverse -- Geschichte in der Holzgewinnung1; wertvolle Hölzer waren schon vor 200 Jahren ein wichtiger Motivator in der Entwicklung und Besiedlung der Insel und sind es bis heute geblieben.
Das wertvollste und von Bootsbauern, Möbelschreinern und Zimmerleuten am meisten geschätzte Holz ist die Huon Pine, welche nur in Tasmanien vorkommt. Die Huon Pine wächste nur ein paar Zentimeter pro Jahr, hat ein relativ leichtes und einfach zu bearbeitendes, gelbliches Holz. Huon Pines sind geschützt, weil sie mehrere hundert Jahre wachsen müssen, bevor sie genutzt werden können, die ältesten Exemplare sind weit über 1000 Jahre alt. Was das Holz vor allem einzigartig macht, ist sein hoher Gehalt an Methyl-Eugenol, welches es praktisch verrottungsfrei macht.
Neben der Huon Pine gibt es noch weitere tasmanische Hölzer wie die King William Pine oder das Celery Top Wood, welche im Bootsbau eingesetzt werden. Tasmanien hat wohl eine lange und erfolgreiche Schiffbautradition, welche aber mit der Einführung von Kunststoffschiffen mehr und mehr verdrängt wurde.
In den letzten 20 Jahren wurden dieses Wissen und Handwerk jedoch gezielt wieder gefördert und ihr Image verbessert. Ein Idealist in Franklin (Google Maps) die Wooden-Boat School gegründet, welche einen ausgezeichneten Ruf erlangt hat.
Es gibt sogar Stipendien, aber den Hauptanteil der Kosten dieser 18 Monate dauernden Ausbildung bezahlen die Teilnehmer selbst. Pro Lehrgang nimmt die Schule ein Bootsprojekt an, das von einer Privateperson gesponsert wird. Gebaut wird ausschliesslich in Huon Pine.
Hier geniesst die Schule ein Sonderrecht, denn der Staat Tasmanien sorgt dafür, dass sie das benötigte geschützte Holz erhält. Es kostet roh 8500 Dollar pro Kubikmeter; die reinen Materialkosten für ein solches Schiff betragen meist um die 500'000 Dollar. Dafür erhält der Sponsor am Ende das fertige Schiff, das leicht das doppelte wert ist. Zum Abschluss des Lehrgangs wird das fertige Boot in einem Dorffest getauft und zu Wasser gelassen. In vier Wochen ist es wieder so weit.
Das Wooden-Boat Centre, in dem die Wooden-Boat School zuhause ist, verfügt über einen Showroom und bietet Führungen an, die sich sehr lohnen. Es ist erstaunlich, mit welchem Elan und Eifer hier im Süden Tasmanien wieder Holzboote aller Art entworfen, gebaut, gehandelt und gebraucht werden. Die Krönung ist das zweijährlich veranstaltete Wooden Boat Festival im Hafen von Hobart, welches vergangenes Wochenende stattfand. Aber mehr dazu im nächsten Eintrag.
1 Naturschutzorganisationen kämpfen für Erhaltung und gesetzlichen Schutz der alten Wälder, Holzfirmen vollen sie "nutzen", sprich roden und danach rasch wachsende Monokulturen (v.a.Nadelhölzer) anbauen.
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