Freitag, 14. August 2015

Wenn der Road Train naht, Tanami Desert, NT

Wo Bill Bryson wieder einmal den Nagel auf den Kopf traf • Weshalb Road Trains trotzdem bremsen • Mit welcher Strategie man einen Road Train auf Schotterstrassen kreuzt • Wie man einen Road Train über Funk kontaktiert.

Unser alter Bekannter Bill Bryson hat zwar manchmal einen Hang zur Übertreibung, doch seine Beschreibung der Begegnung mit einem entgegenkommenden Road Train enthält alle kritischen Elemente (Hörbuch):
«To meet a barreling road train coming at you at full throttle on a two-lane highway on which it desires all of its lane and some of yours is a reliably invigorating experience – an explosive "whoomp" as you hit its displaced air, followed at once by a consequent lurch onto the shoulder, several moments of hypermanic axle action sufficient to loosen dental fillings…., an enveloping shroud of gritty red dust… and savage thumps of flying rocks, some involuntary oral emissions on your part as the dust clears and you spy a large boulder dead ahead…»

Viele Mythen kursieren um die Road Trains: sie brauchen einen Kilometer um anzuhalten; sie weichen nicht aus; sie verlangsamen zum Kreuzen nicht; etc. Ganz falsch ist sicher die erste Aussage: Road Trains halten zwar nur an wenn nötig, bremsen aber in etwa so schnell wie sonst ein schwerer Lastwagen. Und höchstwahrscheinlich haben rücksichtslose truckies (Fahrer) auch schon den Fuss nicht vom Gas genommen oder den Gegenverkehr in den Strassengraben gezwungen. Aber im Zeitalter von dash cams (kleine Videokameras, die hinter der Windschutzscheibe montiert werden und während der Fahrt dauernd den Verkehr aufzeichnen), können sich Road Trains solches Verhalten nicht mehr leisten.

Trotzdem: auf Schotterstrassen lohnt es sich, dem nahenden Road Train den totalen Vortritt zu überlassen.

Nicht ungewöhnliche Begegnung auf der Tanami Desert Road (Video)

Dazu ist man mehrfach motiviert:
  • der aufgewirbelte Staub verdeckt die Sicht auf Hindernisse (Steine, Löcher, Pfosten, tote Kängurus, etc.)
  • der Motor atmet nicht gerne Staub
  • aufgeschleuderte Steine können die Sicht permanent behindern, wenn die Windschutzscheibe besonders hart oder unglücklich getroffen wird
So ist die beste Strategie, die nächste Ausweichmöglichkeit neben der Piste auszuspähen, sobald in der Ferne eine grosse, rote Staubwolke naht. Die Ausweichmöglichkeit liegt mit Vorteil auf der dem Wind zugewandten Seite, auch wenn diese rechts der Piste (Linksverkehr!) liegt, weil man dort weniger eingestaubt wird. Die truckies kennen diesen "Trick" und weichen entsprechend aus.

Es ist eine gute Idee, den Motor vor dem Vorbeiziehen der Staubwolke abzustellen, denn meist muss man ohnehin 1-2 Minuten warten, bevor die Sicht wieder frei ist. Zudem ist es nicht ungewöhnlich, dass dem ersten Road Train in gewissem Abstand ein zweiter oder sogar ein dritter folgt, denn oft werden viele Rinder, mehrere Baumaschinen oder viele Tonnen Erz aufs Mal überführt.


Entlang von Strecken, auf denen z.B. Minen bedient werden, gibt es oft einen signalisierten Funkkanal für den Strassenverkehr, sonst ist es Kanal 40. So ist es möglich — und durchaus erlaubt —, einen nahenden oder eben vorbeigezogenen Road Train anzufunken, z.B. um zu fragen, ob noch weitere Trains folgen. Aber wie spricht man einen Road Train an? Ganz einfach:

«Hello white "Gilbert's" road train, southbound, are you on this channel? Over.» 

Nach einer positiven Rückmeldung identifiziert man sich selbst und bringt sein Anliegen vor. Das Gespräch wir beendet mit etwas in dieser Art:

«Have a safe trip, mate. Over and out.»

1 Kommentar:

  1. CB Funk ist cool. Auf dem Dalton Highway hoerst Du "Northbound four-wheeler approaching 'oh shit corner'", eine unuebersichtliche, enge bergab (fuer southbound) Kurve.

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