"The Australian sun does not take prisoners" (die australische Sonne macht keine Gefangenen) habe ich in einem Handbuch übers Reisen im Outback gelesen. Damit war natürlich nicht ein deftiger Sonnenbrand gemeint, sondern dass Hitze und Trockenheit zusammen mit Abgeschiedenheit keinen Spielraum für Fehler zulassen. Nun, vor allem der letzte Faktor war gestern nicht gegeben, als wir kurz nach sechs Uhr morgens die gut 30 km von Melrose (Google Map) in die Alligator Gorge radelten, wo es übrigens keine Alligatoren gibt.
Bereits am Tag zuvor war es über 40°C heiss gewesen und nachts hatte es nicht unter 30°C abgekühlt (in der Schweiz werden Nächte, in denen die Temperatur nicht unter 20°C fällt, als tropische Nächte gezählt ...). Für gestern waren bis zu 45°C angesagt gewesen. Also besser früh starten und zeitig wieder zurück sein!
Wir hatten zusammen vier Liter Wasser dabei, wovon nach der kurzen Wanderung durch die Gorge noch immer etwa zwei Liter übrig waren. Allerdings war es da bereits 10 Uhr. Auf den 11 km bis Wilmington waren bloss etwa 250 Höhenmeter zu überwinden, aber der heisse Gegenwind trocknete Haut und Mund buchstäblich in Windeseile. Bis Wilmington waren unsere Flaschen fast leer, und es standen noch die 21 km bis Melrose (mit gutem Rückenwind!) zu Buche. So kippten wir in der Kühle der "Country Supplies and Petrol"-Station von Wilmington innert Minuten durstig eine Flasche Mineralwasser in uns rein und teilten eine weitere auf unsere zwei Trinkflaschen auf (total also 1.25 Liter pro Person). Die Frau von der Service-Stelle schüttelte nur den Kopf.
Es wäre übertrieben zu schreiben, die Fahrt durch die baumlose, leicht gewellte Ebene bis Melrose sei ein Trip durch die Hölle gewesen -- immerhin machten wir mit Rückenwind so um die 35 km/h -- aber nach 18 km und mit erneut wieder fast leeren Flaschen waren wir so aufgeheizt, dass wir beim ersten grossen Baum Zuflucht suchten und uns für die verbleibenden 3 km zuerst etwas abkühlten.
Auf der Strecke gab es alle paar Minuten Autos und am Strassenrand hätte man auch Schatten gefunden, aber die Situation zeigte uns wieder einmal deutlich, dass mit so viel Sonne und Hitze tatsächlich nicht zu spassen ist. Immer wieder wird darauf aufmerksam gemacht, dass man bei Reisen ins Outback (was es gestern nicht war) mindestens 8 Liter Wasser pro Tag und Person mitführen und im Falle einer Panne unbedingt beim Fahrzeug und im Schatten bleiben soll. Viele Europäer (und auch Australier!) haben diesen dringenden Rat schon ignoriert und später mit dem Leben bezahlt. Im Outback steigen die Temperaturen nicht selten auf 48 oder 50°C. Wie die Schafe im Pelzmantel dies überlegen, ist ihr Geheimnis.
N.B. Über Nacht hat der Wind gedreht und heute war die Temperatur tagsüber wieder bei erträglichen 33°C. Es war gut, wieder mal zu fühlen, was zwei Hitzetage mit einem anstellen, und waren froh, dass es heute kühler war, weil vor allem auch Schlaf und Erholung unter der Hitze leiden. Ein Australier auf dem Campingplatz meine, dass nach einer Hitzewoche alle aussähen wie Zombies.
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hallo ihr zwei Abenteurer
AntwortenLöschenwir haben uns schon gefragt, wie ihr wohl die Weihnachts- und Neujahrstage verbringt.
Super dass du Oliver trotz eurem Zigeunerleben diesen Blog nachführst und uns auf dem Laufenden hältst.
Welche Gegensätze! Während ihr bei 40° schmachtet, schlotterten wir bei bis zu -10° und ca. 30cm Schnee (im Unterland) über die Weihnachtstage.
Wir hoffen ihr hattet einen guten Start ins neue Jahr und wünschen euch wiederum ein erlebnisreiches und erfolgreiches 2011!
Felix, Lilian und Delia (war da vom 24.12. - 01.1.)