Mittwoch, 28. April 2010

Prahran Market

Für einmal möchte ich auf einen Blog-Eintrag von Jeannine verweisen, der eine unserer wichtigsten "Nahrungsquellen" in Melbourne näher beschreibt.

Donnerstag, 22. April 2010

Camping (part 3) — Die Stilfrage I

Hat man den ausgesuchten Campingplatz erreicht, ist die Zeit gekommen sich einzurichten. Das ist nun eine Frage des persönlichen Stils.
  • Die Camping-Puristen, welche meist in grobstollig besohlten Wagen anrollen, rollen ihr swag aus. Das swag scheint eine australische Besonderheit zu sein und in dieselbe Kategorie zu fallen wie handgerollte Zigaretten, Davoser-Schlitten und Microsoft Windows. Dinge also, die wohl ihren Zweck erfüllen, aber weder komfortabel noch besonders praktisch sind, und trotzdem von vielen die hards (Unverbesserlichen) unbeirrt verwendet werden.
    Das swag ist eine Kombination von Zelt und Schaumgummimatratze, aus grobem Tuch gearbeitet, schwer und unzerstörbar. Es wird als Einheit zusammengerollt und hinten aufs ute (siehe diesen Eintrag) geworfen, wo das Gewicht von mindestens 5 kg nicht stört. Als einzigen Vorteil kann ich anerkennen, dass man einen wunderbaren Blick auf die Sterne hat.
    Der Begriff swag hat in Australien eine lange Tradition und kommt sogar in der inoffiziellen Nationalhymne vor. Doch mehr dazu ein andermal.

  • Das Igluzelt (oder Domzelt) erfreut sich hier gleicher Beliebtheit wie in Europa, obwohl die Iglus tendenziell etwas grösser und robuster sind.

    • Das Tourer-Zelt würde auf einem europäischen Zeltplatz eher auffallen: es hat innen Stehhöhe, aber doch nicht viel Platz zum Stehen, da die Wände schräg abfallen. Hier wird es vor allem von 4WDers (4x4-Fahrern) geschätzt und verwendet. Es hat in der Regel Stahlstangen und besteht aus dickem, reissfestem Baumwollstoff. Mit andern Worten, es ist ziemlich unzerstörbar.

    • Gleichermassen von 4WDers geschätzt ist das Dachzelt. Es ist schnell aufgestellt und abgebaut, und man ist den Gefahren der Natur etwas weniger ausgesetzt (Wasser, Insekten und Schlangen, Löwen und Elefanten). Nachteilig ist, dass es halt eben auch nur ein Zelt ist — Stichwort Regentag —, jedoch mit Bodenplatte ca. 50 kg schwer; dadurch wird das Fahrzeug etwas "kopflastig".
    • Die nächst massivere und komfortablere Kategorie ist der camper trailer (Wohnanhänger). Auch in Australien in der Regel als "Strassenversion" unterwegs, gibt es ihn hier aber voll geländetauglich (mehr Bilder z.B. hier und hier). Meist mit Küche zum Herausziehen oder -klappen, mit integriertem Zelt, Kühlschrank, Wasser- und Dieseltanks.
    • Wohnwagen sind mindestens in Victoria sehr beliebt und werden dementsprechend in riesiger Vielfalt angeboten. Wohnmobile bieten denselben Komfort und sehen aus wie in Europa.
    • Auf den meisten professionell betriebenen Campingplätzen werden cabins angeboten. Ob das allerdings noch unter Camping geht, sei dahingestellt. Dieselbe Frage ist aber auch für gewisse Wohnwagen und Wohnmobile angebracht.

      Montag, 19. April 2010

      Kontraste

      Als ich erstmals für Paranor AG arbeitete (damals noch als externer Mitarbeiter), wurde mir schon im voraus mitgeteilt, Jeans und Hemd seien gut genug. Aber als mein Chef mich besuchen kam, erschien ich brav mit Anzug, Hemd und Kravatte, worauf mich Walter prompt fragte, ob ich mich verkleidet hätte. So trat ich seither im Sommer z.B. mit kurzen Hosen und T-Shirt zur Arbeit an.

      Als ich vor einem guten Monat beim zweiten Vorstellungsgespräch bei Veda Advantage meinen zukünftigen Chef fragte, ob dies denn kein "shirt-and-tie shop" sei, verwies er mich lachend auf den casual friday und riet mir, am ersten Arbeitstag mit Kravatte zu erscheinen, danach ohne. So füge ich mich in Melbourne nun mehr oder weniger uniformiert in den Pendlerstrom ein, für das Foto ausnahmsweise sogar mit Kaffeebecher, um dem Stereotypen etwas besser zu entsprechen ;-)


      Während den dreizehn Jahren bei Paranor AG konnte ich mich täglich neu für das Verkehrsmittel entscheiden: Auto, Motorrad, Postauto, Velo. Oder sogar zu Fuss. Zudem war der Arbeitsweg antizyklisch: am Morgen aus der Stadt hinaus aufs Land nach Wahlendorf, 800 m ü.M., am Abend wieder runter vom Berg.

      In Melbourne kann ich wählen zwischen Tram und Metro. Die Wahl zwischen sitzen und stehen gibt es nicht oft, da ich in die gleiche Richtung reise wie alle, zum sogenannten CBD, Central Business District. Das Ziel ist 140 William Street, corner Bourke Street.


      Am Schluss nehme ich dann noch den Lift (27 Sekunden lang, sowohl rauf wie runter); es ist ein schneller Lift.


      Bei Paranor hatte ich das Privileg auf einen Arbeitsplatz mit erstklassiger Aussicht und jahreszeitlicher Variation gehabt: unmittelbar vor dem grossen Fenster das Biotop, dahinter der Wald.


      Mein neuer Arbeitsplatz bei Veda bietet wahrscheinlich weniger saisonale Abwechslung, dafür mehr Details und mehr Fernsicht, denn es ist wiederum ein Fensterplatz.

      (Für vergrösserte Aussicht aufs Bild klicken)

      Dienstag, 13. April 2010

      Camping (part 2) — Der Campingplatz

      Die Frage, ob Vorbereitung und Anfahrt zum Campingplatz auch zum Campieren gehören, ist eher eine philosophische und sei hier einmal ausgeklammert. Viel wichtiger – und hier genauer untersucht – ist jedoch, welchen Campingplatz man sich aussucht und wie man sich dort einrichtet.

      Die Campingplätze lassen sich grob in vier Kategorien einteilen.
      • Holiday-Park — Entspricht dem in Europa bekannten, komfortabel ausgestatteten Campingplatz. Hier gibt's abgesteckte Parzellen, Strom, umfangreiche WC- und Duschanlagen, Waschmaschinen und Spülbecken, Shop und Restaurant, Zaun und Schlagbaum, Swimmingpool und Spielplatz. Eher keine Lagerfeuerromantik. Dafür Wohnwagen und Beschallung, Motorboote und Jet-Skis, und die sogn. cabins, kleine eingerichtete Miethäuschen.  Holiday-Parks sind der Ferienzeit Wochen im voraus ausgebucht. Als Beispiel sei Lakes Entrance Tourist Park genannt. $35 pro Parzelle und Tag.
      • Farm Camping — Entspricht in dem in Frankreich recht verbreiteten camping à la ferme. Sehr familienfreundlich um einen Bauernhof herum angelegter Camping mit fest installierten Barbecues, mit WC-Anlagen, Auslauf für die Kinder, entspannter Atmosphäre. Am Abend Lagerfeuerromantik. Und wer eher für sich sein möchte, der findet etwas weiter vom Hof weg ein ruhiges Plätzchen. Eher Haus- und grosse Igluzelte als Wohnwagen. Beispiel Stonehenge Farmstay Camping Ground in Buchan. $17 pro Fahrzeug (inkl. Zelt oder Wohnwagen).
      • Camping Area in Nationalpark / Forest Park — Eine Lichtung im Wald, eine Wiese an einem Fluss oder an einem Zufahrtsweg, oder ein etwas geschützter Ort im Outback. Immer mit Feuerstellen und viel Platz. Wird oft von Rangers betrieben. Feuerholz und Trinkwasser muss man in der Regel selbst mitbringen, ein Plumpsklo hat es meistens, und sogar Toilettenpapier! Teilweise kostenpflichtig ($7-10), teilweise gratis. Viele dieser Campings sind über Schotterstrassen zu erreichen, einige nur mit grobem Gefährt. Als Beispiel ein namenlose camping area in der Nähe von Buchan:

      • Bush Camping — Und dann gibt es auch fast immer die Möglichkeit, sich selbst einen Platz für die Nacht zu suchen, was grundsätzlich erlaubt aber in der Nähe von kommerziellen Campingplätzen oft verboten oder wenigstens nicht gerne gesehen ist. Beim bush camping ist es ganz besonders wichtig, dass man den Ort mindestens so sauber und unbeschädigt verlässt wie man ihn angetroffen hat, weil auch in Australien die Tendenz besteht, immer mehr Verbote aufzustellen.

      Samstag, 10. April 2010

      Camping (part 1)

      Während die Australier mit Begeisterung ihre Nationalsportarten (u.a. Rugby, Cricket, Footy, Pferderennen) verfolgen, gibt es v.a. ein Nationalhobby, das sie mit Leidenschaft betreiben: Campieren. Und Ostern scheint das Campingwochenende par excellence zu sein. Wer irgendwie kann, packt seine Sachen, verlässt die Stadt und strebt ans Meer oder ins Grüne, denn wie in Europa ist auch hier an Karfreitag und Ostermontag frei; dazu sind auch gerade noch Schulferien.

      In mehreren Teilen werde ich zu beschreiben versuchen, was Campieren auf Australisch bedeutet und welche Ausrüstung dazugehört.

      Teil 1: Das Fahrzeug

      Das Wichtigste scheint hier nicht die Ausrüstung an und für sich zu sein, sondern dass man überhaupt campieren geht. Die Holiday-Parks und die beliebten Campingplätze sind über Ostern Monate im voraus ausgebucht, teilweise kann man nur ganze Wochen reservieren.

      Das Zweitwichtigste ist, dass ohne Auto gar nichts geht. Mit öffentlichem Verkehr an einen Zeltplatz zu gelangen, wie z.B. im Tessin, ist hier nur im Ausnahmefall möglich. Und da die wirklich schönen Plätze meist im bush liegen (bush ist zwischen Stadt und outback) und oft nur via Schotterstrassen und Wasserdurchfahrten zu erreichen sind, ist über Ostern jedes dritte Auto auf der Strasse ein seriöser Geländewagen.


      So werden dann also Sack und Pack und Kind und Kegel eingepackt, je nachdem noch Wohnwagen, Wohnanhänger oder Boots- oder Motorrad-Trailer angekoppelt, und dann geht's los. Oft sieht man auch die sogn. utes (von utility vehicle), bei denen einfach alles auf die Ladebrücke geworfen, mit einem Seil festgezurrt und vielleicht sogar mit einer Plane abgedeckt wird.


      Diese Fahrzeuge sind unter der Woche oder unter dem Jahr oft im familieneigenen Betrieb als Arbeitstiere im Einsatz und werden dann ruckzuck umfunktioniert. Natürlich sind auch wieder die SUVs unterwegs und ziehen oft einen Wohnwagen oder ein Boot.


      Seit Ostern haben wir fahrzeugmässig den Coolness-Faktor um mindestens 70 Punkte gesteigert. Im Vergleich zu Velo und Zelt war's Hilton-mässig! Mehr dazu in einem späteren Eintrag.


      Im Ostermontagverkehr gibt es zwischen Australien und Europa mindestens eine unausweichliche Gemeinsamkeit:

      Donnerstag, 1. April 2010

      Sports and the City — Albert Park (part 3)

      O.K. Mit einer  Durchschnittsgeschwindigkeit von 197 km/h hat Jenson Button (GB) letzten Sonntag in einem McLaren-Mercedes in 1:33:36.531 den Formel-1-Grand-Prix von Melbourne gewonnen. Er ist somit 307 km lang im Kreis gefahren. An der Rennstrecke zu stehen war vor allem eines: laut. Den Rest kriegte man im Fernseher besser mit. Und man musste nicht im Regen stehen.

      Trotzdem: das Fernsehen deckt praktisch nur die eineinhalb Rennstunden ab, und leicht geht dabei vergessen, was für ein obergigantischer logistischer Aufwand ein Formel-1-Rennen ist.


      Da ich ein- bis zweimal pro Woche im Albert-Park joggen gehe, hatte ich Gelegenheit, alle Schritte des Auf- und Abbaus mitverfolgen zu können.
      Bereits zwei Monaten vor dem Rennen wurden mit Maschendraht Zonen abgezäunt, Container und Zelte aufgestellt. Dann wurde die Rennstrecke vorbereitet. Beidseitig wird durchgehend ein Zaun aus Betonblöcken und massiven Stahlgittern aufgebaut.


      Die Blöcke werden zwei Tage vor dem Rennen grün oder im Design der Sponsoren gepritzt — wie sie das machen, habe ich nicht herausgefunden, aber es ist eine unheimliche Arbeit.
      Die Strecke ist  5.303 km lang, ein Betonblock 4m. Macht also 500 Blöcke pro Kilometer oder 2651 total.


      Wenn man jetzt noch weiss, dass ein Block 4580 kg schwer ist, dann wurden allein mehr als 12'400 Tonnen Beton platziert. Die Kurvenränder werden kunstvoll ausgebaut und angemalt, dahinter wird ein Streifen Rasenteppich verlegt.


      Grosse Rasenflächen wurden mit einem dicken Kiesbett zugedeckt, welches Rennwagen bremsen soll, die von der Strecke abkommen. Bereits am Dienstag nach dem Rennen war das Kies wieder weg — jetzt wird dann wohl neu angesät.


      Sechs Fussgängerpassagen konstruiert; die Fundamente an Ort und Stelle betoniert. Auf die Strecke schauen kann man vor dort nicht, sonst wollen alle nur schauen, und es kommt zum Stau.


      Insgesamt vier grosse Tribünen aufgestellt ... und jetzt wieder abgeräumt.


      Die Rennwagen standen zwei Wochen vorher in Dubai im Einsatz. Sie trafen in Melbourne genau eine Woche vor dem Rennen ein, ebenso die Ersatzteile. Containerweise Material also, das per Luftfracht eingeflogen wird. Ganz abgesehen von den tausenden Litern Rennbenzin, die in die Atmosphäre gepufft werden, ist das Ganze auch sonst ökologisch nicht zu verantworten. Und das eigentliche Rennen dauert bloss 1:33:36.531!

      Persönlich blieb für mich am Ende vor allem etwas hängen: einmal mit dem Velo auf einer Formel-1-Strecke fahren.


      Speed! Jenson Button wäre stolz auf mich gewesen.

      Weitere Beiträge zum Albert Park: Teil 1, Teil 2, Teil 4