Auf der bucket list jedes australischen 4WD-Fahrers finden sich die folgenden Tracks:
- Simpson Desert — Überquerung von 1400 parallelen Dünen im Roten Zentrum; technisch nicht sehr schwierig und deshalb für viele machbar; die einzige “richtige” Wüste (im Sinn von Sandwüste) in Australien
- Old Telegraph Track — steilste Abfahrten in tiefe und lange Wasserdurchquerungen im tropischen Nordosten; hier werden jährlich mehrere Dutzend Fahrzeuge zu Schrott gefahren
- Canning Stock Route — eine 1’800 km lange Strecke in Westaustralien, die vor allem wegen ihrer Länge (Australier haben gerne Superlative: “most remote in the world”) und damit ihrer Abgeschiedenheit im Falle von Pannen herausfordert; technisch nicht sehr schwierig, aber hier ist materialschonendes Fahren von höchster Wichtigkeit
- Gibb River Road (GRR)— eine 660 km lange Schotterstrasse im Kimberley, die durch viele seitliche Abstecher auf bis 3’000 km ausgedehnt werden kann; technisch einfach und landschaftlich überwältigend
* Natürlich sind wir nicht neben der Strasse gefahren, aber die Strassen waren nur ungeteerte Pisten in mehr oder weniger gutem Zustand :-)
Die GRR wurde in den 1950er-Jahren angelegt, damit man die fetten Rinder nicht mehr wochenlang entweder nach Derby oder Wyndham treiben musste, sondern mit dem Road Train günstiger und schneller abholen konnte.
Route (GRR plus Abstecher)
River Crossing (zahm)
Der legendäre Pentecost River (hier mit wenig Wasser)
Grader (Planierer)
Vor dem Kreuzen …
… und nach dem Kreuzen
Wellblech (nach Sonnenuntergang)
Die logistische Herausforderung begann mit dem Einkauf in Broome, denn unterwegs gibt es neben (teurem) Treibstoff praktisch nichts zu kaufen. Das zweite logistische Problem sind Ersatzteile und Reparaturmaterial im Falle von Pannen, denn z.B. von den Mitchell Falls sind es gegen 400 km bis zum nächsten Reparatur- oder Abschleppdienst. Es wird allgemein geraten, zwei Ersatzreifen mitzuführen, weil beim Wiederherstellen der Pisten mit dem Grader viele Steine in der Deckschicht zerbrechen und wie frisch geschliffene Diamanten herausragen. Zudem wird das Fahrzeug durch das sich bildende “Wellblech” der Pisten teilweise brutal durchgerüttelt, was Schrauben und Steckverbindungen löst, Risse in Blechen und Schweissnähten verursacht, Halterungen, Träger und Blattfedern bricht, Reifen und Stossdämpfer rasch alt aussehen lässt. Am Strassenrand sieht man ab und zu liegegelassene und teilweise ausgeschlachtete Fahrzeuge. Hinzu kommt, dass am Strassenrand oft Rinder weiden oder dass Kängurus über die Piste hoppeln, was zu Zusammenstössen führen kann.
Minus ein Rad
Früher einmal der Stolz seines Besitzers
Wo lauert hier die Gefahr? Und: sind 80 km/h angemessen?
Kühlerreparatur
- Mornington Wilderness Sanctuary — vor 10 Jahren noch eine riesige Rinderfarm, heute ein Naturschutzgebiet mit Forschungsstation; hochinteressante Vorträge; der Sonnenuntergang in der Sir John Gorge war bisher der schönste unserer Reise
- Mitchell Falls — 500 km schlechteste Schotterpiste (für die letzten 80 km brauchten wir 3 Stunden) waren es wert, die Wasserfälle sind spektakulär; auf den 4 km Wanderung gab’s Aboriginal Rock Art, mehr Wasserfälle und jede Menge Vögel und Blumen. Der Rückflug im Helikopter ist unvergesslich.
- Galvans George —ein kleines “Wasserloch” fünf Fussminuten von der Strasse, komplett mit Wasserfall, Tarzanseil und eingerollter Pythonschlange
- Windjana Gorge — 60 m hohe Kalksteinwände, die vor langer Zeit ein Korallenriff waren; Vogelkonzert um 06:00 Uhr; Süsswasserkrokodile sozusagen zum Anfassen
Die Campingplätze (viele waren in Nationalparks) waren mit einer Ausnahme sehr gut bis exzellent. Die Temperatur tagsüber zwischen 30 und 35°C, das Wasser um 25°C. Mücken und andere Stechviecher hatte es nur wenige, sodass man am Abend stundenlang draussen sitzen konnte.
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