Die Kimberley-Region in Nordwesten Australiens liegt in der tropischen Zone und kennt damit eine ausgeprägte Regenzeit (“the Wet”, ca. Dezember bis März) und eine Trockenzeit (“the Dry”, ca. April bis November). Während der Regenzeit fahren immer wieder Tiefdruckzellen oder sogar Wirbelsturmtiefs über die Region und entladen sich. Letztere haben wir während unserer Reise auf der Wetterkarte verfolgt. Der bereits früher erwähnte Cyclone “Olwyn” war dieses Jahr der schwerste Sturm, danach gab es zum Mai-Anfang noch einmal ein Sturmtief, und seither ist Trockenzeit. Das heisst, dass bis im November oder sogar Dezember nicht mehr mit Regen zu rechnen ist. Am Morgen geht die Sonne auf (kurz nach 6 Uhr), scheint den ganzen Tag — bei ca. 35°C Höchsttemperatur —, dann geht sie wieder unter (kurz vor 17 Uhr). Und das jeden Tag. Dadurch trocknet die anfangs sehr grüne Vegetation nach und nach aus, bis alles dürr ist wie Zunder.
Ein “ganz normaler” Buschbrand am Strassenrand
Die Aborigines haben vor Tausenden von Jahren schon herausgefunden, dass sie der Natur — und sich selbst — helfen können, wenn sie früh in der Trockenzeit räumlich eng begrenzte Feuer legen (engl. burn off). Ein Teil der Pflanzen ist dann nämlich noch grün, sodass ein solcher Brand nicht sehr heiss wird (early dry season cool fire), meist die kühle Nacht nicht überdauert und deshalb nicht sehr weit kommt. Es verbrennt nur das dürre Material (fuel). Die meisten Tiere, die in dem Brandgebiet leben, können sich verkriechen oder auf die nicht behelligten Nachbarparzellen flüchten. Da ein grosser Teil des brennbaren Materials bereits verbrannt ist und somit auch nicht weiterwächst, ist ein Feuer an diesem Ort gegen das Ende der Trockenzeit wenig wahrscheinlich, weniger heftig oder kommt dort sogar ganz zum Erliegen.
Kurz nach dem burn-off (Mornington Wilderness Sanctuary)
Echse auf der Flucht vor dem Feuer
- sie brennen sehr schlecht und verbrennen deshalb nur aussen (z.B. sehr dicke Baumrinde)
- sie erholen sich schnell (z.B. sie lassen abgebrannte Äste fallen, neue Äste spriessen direkt aus dem Stamm oder dem Wurzelstock)
- sie brauchen das Feuer, damit sich die Samen aus ihren Früchten lösen. Während diese Pflanzen also selbst verbrennen—und die konkurrierenden Pflanzenarten um sie herum ebenfalls eliminiert werden—, öffnet die Hitze die Früchte, die Samen fallen heraus und spriessen beim nächsten Regen auf dem nährstoffreichen Aschenoden. Die neue Pflanze braucht aber oft ein paar feuerfreie Jahre, bis sie selbst Samen produzierten kann. Brennt es zu oft, stirbt die Linie aus; ist das Feuer zu heiss, verbrennen auch die Samen. In beiden Fällen entsteht dann die Gefahr von Bodenerosion, was wiederum bedeutet, dass die Regeneration Jahrzehnte oder Jahrhunderte dauern kann oder gar nie mehr stattfindet.
Dicke Baumrinde schützt den Kern
Äste spriessen direkt aus dem Stamm
Spinifex-Gras spriesst nach dem Brand links vom Weg (rechts vom Weg: kein Brand)
Obwohl man immer noch grosse Bemühungen unternimmt, dass niemand von Feuer überrascht wird, und dass keine Sach- oder Personenschäden entstehen, wird heute übermassiger fuel build-up wieder aktiv verhindert. So kam man auf die alte Aboriginal-Technik zurück und brennt früh in der Trockenzeit prophylaktisch und kontrolliert über grosse Gebiete hinweg ab. Das Feuer wird dabei von Hand oder mit Helikoptern gelegt und überwacht. Man erzeugt kleine, nicht zusammenhängende Brandgebiete. Diese Arbeit wird häufig von Aborigines ausgeführt oder angeleitet. Da eine bestimmte Parzelle dadurch nur alle paar Jahre einmal abbrennt, können sich Pflanzen und Tiere über mehrere Jahre und Regenzeiten hinweg regenerieren.
Das Feuer war so intensiv, dass selbst die dicksten Eukalypten nicht überlebten
Aus den Samen keimen schon bald neue Pflanzen
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